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  • AutorenbildEveline

"Babys & Kinder laufen im Alltag so mit" !

Ach ja, was hat mich dieser Glaubenssatz im ersten Jahr fertig gemacht. War er doch ein weiterer Beweis für mein Versagen als Mutter.

Natürlich hatte ich NICHT die Vorstellung, dass mein Leben genau so weitergehen würde, wie vorher. Auch wenn ich keinen Austausch mit anderen Eltern hatte und meine Berührungspunkte mit Kindern minimal waren, war mir doch bewusst, dass ein Kind so einige Veränderungen mit sich bringt. Was ich nicht wusste, war, wie wenig ich es in der Hand haben würde, wie stark die Veränderungen sein würden.

Denn auch heute noch wird uns mehr oder minder suggeriert, dass WIR es in der Hand haben, wie das Leben mit unseren Kindern wird. Vor allem mit unseren Babys. "Entspannte Eltern, entspannte Kinder” ist da auch so ein wunderbarer Kandidat, dem wir uns ja bereits in einem anderen Post gewidmet haben.


Der Glaubenssatz, dass Babys und später dann auch Kinder im Alltag so mitlaufen, resultiert aus der immer noch stark vertretenen Auffassung, dass wir mit der richtigen/ausreichenden Erziehung erreichen können, dass unsere Kinder sich problemlos in unseren Alltag einfügen.

Ich weiß nicht, wer sich das ausgedacht hat, aber die meisten Eltern werden mir zustimmen, dass das ausgemachter Blödsinn ist. Denn er basiert grundsätzlich schon mal auf der Annahme, dass alle Kinder gleich “funktionieren”, besser gesagt, dass sie überhaupt “funktionieren”.


Tun sie aber nicht.


Babys (und auch Kinder) sind keine kleinen Maschinen, an denen du einen bestimmten Knopf drückst und dann führen sie folgsam die abgespeicherte Handlungsanweisung aus. Zumindest habe ich noch kein Kind kennengelernt, das so tickt. Deshalb funktionieren gängige Erziehungstipps eben nicht für alle Kinder gleich. Deshalb gibt es keine starre Schablone mit der man zu hundert Prozent sein gewünschtes Ziel erreicht.

Und vor allem: Auch wenn es in der Theorie möglich sein mag mittels massivem Druck und Zwang ein bestimmtes Verhalten an unsere Kinder hin- oder auch wegzutrainieren, so bleibt am Ende ja die Festellung:


Nur weil es möglich ist, ist es noch lange nicht gut!


Vordergründig mag man mittels all der altbekannten Erziehungsmethoden, mittels Druck und Zwang, vielleicht erstmal "gute" Resultate erzielen. Man hat vielleicht zunächst mal die angepassteren, die angenehmeren Kinder. Doch irgendwann kommt unweigerlich der Zeitpunkt an dem diese Erziehungsmethoden auf uns zurückfallen. Spätestens dann, wenn die Kinder älter, ihr Handlungsspielraum größer, die nicht von uns überwachten Zeiträume länger werden. Ich bin der festen Überzeugung: Je strikter daheim die Regeln - insbesondere die vom Kind als unsinnig emfpundenen - desto größer später der Drang nach Freiheit. Sprich wir kriegen alles zurück: Mit Zins und Zinseszins! Das bedeutet jetzt im Umkehrschluss aber nicht, dass es meiner Meinung nach daheim keine Regeln geben darf - aber dass sie wohlüberlegt sein sollten:


So wenig (sinnlose) wie möglich, so viel (sinnvolle) wie nötig


ist in meinen Augen eine sinnvolle Devise. Regeln sind da sinnvoll, wo sie der Gefahrabwendung dienen oder dafür sorgen, dass die Bedürfnisse aller gewahrt bleiben und keiner vor die Hunde geht. Für alle anderen Fälle frage ich mich:

Ist mir etwas gerade wirklich sehr wichtig oder resultiert das Bedürfnis aus einer Angst gesellschaftlich anzuecken ("Das macht MAN aber nicht")? Wenn es gerade tatsächlich mir wichtig ist bitte ich schlicht und ergreifend erstmal mein Kind darum. Kommt es meiner Bitte nicht nach, frage ich mich: Habe ich die Kraft die Regel jetzt gerade durchzusetzen mit allen Konsequenzen oder nicht? Sprich, was wiegt schwerer? Mein Leidensdruck wegen eines gewissen Verhaltens oder ein potenzieller Leidensdruck wegen des drohenden Gefühlsgewitters, das das Durchsetzen der Regel beim Kind auslösen wird? Je nachdem entscheide ich situativ.

Hinzu kommt: Bereits die Startpunkte an denen wir alle jeweils stehen um etwas an unserer Situation zu ändern sind komplett unterschiedlich. Deshalb ist es per se schon einfach schlicht unmöglich, dass ALLE Babys und Kinder im Alltag so mitlaufen. Manche tun das mehr, andere weniger. Manche brauchen mehr Aufmerksamkeit, manche weniger. Manche sind pflegeintensiver, andere weniger. Manche haben einen größeren Unabhängigkeitsdrang, andere weniger. Und so weiter und so fort...

Und all diese spezifischen Charaktereigenschaften zeigen sich eben bereits im Babyalter. Schon Babys sind nicht alle gleich - auch in diesen winzig kleinen Würmchen steckt nämlich verdammt viel Individuum. Und gerade in der Babyzeit haben dessen Bedürfnisse eben absoluten Vorrang. Das eine Baby mag hierbei zwar genügsamer sein, als das andere - und dennoch wird es unseren Alltag zunächst mal dominieren. Es ist also eigentlich konmplett umgekehrt, als der Glaubenssatz impliziert: Nicht das Baby läuft in unserem Alltag mit, sondern wir werden in seinen hineingesogen und müssen uns anpassen.


Leider wird dieser Fakt immer noch häufig unter den Tisch gekehrt.


Damit wird eine unrealisitische Erwartungshaltung gewecket und ein wiederum unnötiger Leidensdruck produziert.

Wir sind alle Individuuen und so bleibt uns im Endeffekt nichts anderes übrig als MITEINANDER unseren ganz eigenen Weg zu finden um ein für uns passendes Zusammenleben zu gestalten. Das kann völlig unterschiedlich aussehen und es kann unterschiedlich schwer sein unser individuelles Ziel zu erreichen. Natürlich können uns gewisse Tipps und Tricks dabei helfen, aber sie dürfen eben nie zur allumfassenden Lösung erhoben werden.

Insofern ja: Natürlich können wir versuchen, gewisse Rahmenbedingungen vorzugeben, die uns wichtig sind. Natürlich können wir versuchen, etwas an unserem Zusammenleben positiv zu verändern. Unseren Kinder gewisse Regeln und Werte mitzugeben, aufzuzeigen was uns wichtig ist und was wir brauchen, damit es uns allen gut geht. Wir können versuchen Strukturen zu schaffen, Abläufe zu gestalten, unsere Babys/Kinder in unseren Alltag einzubinden. Aber von “Babys laufen im Alltag so mit” sind wir damit immer noch meilenweit entfernt!

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