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  • AutorenbildEveline

Das Glück im Kleinen finden?

Vor einer Weile habe ich auf Instagram, darüber gepostet welche Dinge mich an diesem Tag glücklich gemacht haben. Allesamt waren es Kleinigkeiten: Vom wunderschönen seltenen Schmetterling bis hin zu den zehn Minuten, die ich mit meinem Mann gemeinsam am Beckenrand sitzen konnte, während unsere Tochter alleine vom Einser ins Becken sprang.

An jenem Tag ist mir also genau das gelungen was einem gerne als DAS Geheimrezept für ein zufriedenes Leben verkauft wird:


Die kleinen Dinge zu genießen und mich an ihnen zu erfreuen.

Dabei schreibe ich schreibe ganz bewusst "an jenem Tag ist mir das gelungen" und meine das auch wirklich wortwörtlich so: Gestern war das so - aber mir gelingt das noch lange nicht immer. Ehrlich gesagt ist es mir die meiste Zeit in den letzten Jahren GAR NICHT gelungen.


Denn so richtig die Formel "suche das Glück in den kleinen Dingen" auch sein mag, sie übersieht in meinen Augen einen nicht ganz unwichtigen Aspekt:

Um dich an Kleinigkeiten erfreuen zu können bedarf es Kapazitäten - und genau diese sind in den schwierigen Phasen in denen wir es vermutlich am nötigsten hätten oft einfach nicht da.

Was meine ich damit?


Um mich an Kleinigkeiten erfreuen zu können muss ich diese zunächst einmal überhaupt wahrnehmen. Und bereits da kann es scheitern. Denn in den dunkelsten und stressigsten Phasen, in denen wir es vermutlich am nötigsten hätten, sind wir oftmals so mit uns selbst beschäftigt, dass wir eben all diese Kleinigkeiten überhaupt gar nicht erst wahrnehmen KÖNNEN. Wir sind quasi blind für die Schönheit um uns herum.


Ich glaube, das ist nur natürlich, denn unser Gehirn muss priorisieren und in extrem stressigen Phasen hat es nun mal Priorität den Auslöser des Stresses zu eliminieren. Und so kreisen unsere Gedanken um die Dinge, die uns in diesem Moment belasten und alles andere wird weggefiltert. Da ist dann oftmals schlicht kein Platz für schöne Schmetterlinge, bewusstes Erleben von kleinen Fortschritten und kleinen Glücksmomenten. Wir sind im Kampfmodus und da wieder rauszukommen kostet Kraft. Kraft, die wir aber oftmals in diesen Momenten nicht mehr haben.


Genauso ist es im stressigen Alltag mit kleinen Kindern, der einem über labnge Zeit oft mehr abverlangt als man zu geben in der Lage ist. Wenn ich mit 180 im Hamsterrad des Alltags unterwegs bin, dann verschwimmt alles um mich herum. Dann bin ich viel zu sehr damit beschäftigt das Tempo zu halten um nicht hinzufallen, als das ich den Schmetterling wahrnehmen könnte, der da vor meinem Auge herumflattert.


Ein Teufelskreislauf also.


Erst wenn das Tempo etwas nachlässt oder der größte Stressor beseitigt ist, werden wir in der Lage sein uns auch wieder auf anderes zu fokussieren als auf die akuten Probleme/Aufgaben/Fragestellungen.

Wenn es bei dir gerade also komplett stressig ist und es dir gerade nicht gelingt, das Glück im Kleinen zu finden, dann ist das wie ich finde kein Grund ein schlechtes Gewissen zu haben. Wir alle haben nur begrenzte Kapazitäten!


Dennoch ist der Ansatz das Glück in Kleinigkeiten zu suchen natürlich nicht verkehrt. Er kann uns helfen, die dunklen Tage ein wenig heller zu machen und so langsam, Schritt für Schritt, aus der Stressspirale, in die wir als Eltern nur allzu schnell geraten, auszusteigen. Aber er braucht eben Kapazitäten, er ist kein Selbstläufer.


Anders gesagt: Sich an Kleinigkeiten erfreuen zu können ist irgendwie auch wieder eine Frage von Privilegien. Von Zeit, die man haben muss. Von Raum für sich, der erstmal entstehen muss.

Und dessen sollten wir uns bewusst sein und daher mit uns milde sein, wenn es uns streckenweise nicht gelingt.

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