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"Ein Kind braucht seine Mama"

Vor einer Weile war ich krank. "Aber was hat dein krank sein damit zu tun, dass ein Kind seine Mama braucht?" fragt ihr euch jetzt vielleicht. Nun ja, die Antwort ist recht einfach:


Genau dieser Glaubenssatz verhindert viel zu oft, dass Mütter sich richtig auskurieren können, wenn sie krank sind. Dass sie ihrem Körper nicht die benötigte Ruhe gönnen, sondern aus dem Gefühl heraus verfügbar sein zu müssen eine Ladung Medikamente inhalieren und dann irgendwie funktionieren. Nicht, weil sie es so wollen. Sondern weil sie es müssen.


Weil es von ihnen erwartet wird.


Ich erinnere mich immer wieder mit Schrecken an diese eine Fernsehwerbung zurück, die schon damals leichtes Entsetzen bei mir auslöste und mittlerweile jedes Mal beim bloßen Gedanken daran schon einen latenten Würgereiz verursacht (lustigerweise wurde der Slogan nach einem riesen Shitstorm mal fix von "Mütter werden nicht krank" auf "Eltern werden nicht krank" geändert. Trotzdem sieht man im Spot natürlich NUR eine Mutter, die sich um ihr Kind kümmert. Der Mann wurde noch schnell am Schluss bei der Schlafszene dazu gefriemelt, damit es wohl "gleichberechtigter" wirkt):


Mal ganz davon abgesehen: Davon, dass da nun "Eltern" statt "Mütter" steht wird die Sache ja nicht besser. Der Aspekt, dass man einfach zu funktionieren hat und sich keine Pause gönnen darf bleibt erhalten.

(Falls ihr Interesse an weiteren Infos zur Kritik an dem Spot habt - könnt ihr gerne den folgenden Artikel lesen, der fasst es gut zusammen:)


Aber weiter im Text...


Manche von euch werden nun vielleicht sagen: Ja ist scheiße - aber ist halt nun mal leider so: Wir Mütter KÖNNEN nicht einfach krank sein!

Und da gebe ich euch recht. Häufig können wir das tatsächlich nicht. ICH konnte das lange Zeit nicht. Wie oft habe ich mich in den letzten Jahren mit einer fetten Erkältung durch den Tag geschleppt (gerade damals in der Elternzeit war es ja wirklich der GANZE Tag, während dem ich mich trotzdem um mein Baby kümmern musste). Weil mein Baby (und später dann auch mein Kind) eben nicht einfach jemand anderen akzeptiert hat. Weil der Mann einen wichtigen Termin im Büro hatte (hallo Sozialisierung, hallo Leistungsgesellschaft!). Weil es halt in dem Moment nicht anders ging.


Und genau da liegt die Krux:


Wir Mütter schaufeln uns sozusagen (und gezwungenermaßen) unser eigenes Grab.

Dadurch, dass wir meist von Anfang an die Hauptverantwortliche für den Nachwuchs sind, sind wir auch die primäre Bezugs-und Bindungsperson.

Dadurch, dass wir von Kleinauf eingetrichtert bekommen, dass wir alles schaffen können (und müssen) zögern wir uns von Anfang an Hilfe zu holen und ein Bindungsnetz zu knüpfen.

Dadurch, dass Carearbeit in unser aller Köpfen immer noch nicht als Arbeit definiert ist, sehen Partner oft nicht ein, weshalb sie sich freinehmen sollten, wenn "WIR DOCH EH DA SIND".

Dadurch, dass uns immer und immer wieder suggeriert wird, dass ein Kind doch zur Mutter gehört und eine Kita höchstens dann akzeptabel ist, wenn wir in der Zeit lohnarbeiten, versagen es sich manche von uns sogar aus Angst und schlechtem Gewissen, das Kind dort abzugeben und wenigstens während der Kitabetreuungszeiten in Ruhe krank zu sein.

Dadurch, dass wir heute im Konstrukt einer Kleinfamilie leben und in solchen (und vielen anderen!) Situationen zwei Erwachsene manchmal eben einfach nicht ausreichen.


Ich war also krank.


Und ich KONNTE auch einfach nur krank sein an den Tagen an denen es mir wirklich mies ging. Warum? Weil ich mittlerweile das Glück habe auf ein Netz an anderen Müttern zurückgreifen zu können, die mein Kind auch mal spontan abholen können. Weil ich zur Not auch meine Mutter hätte anrufen können, damit sie unsere Tochter übernimmt. Weil mein Mann ebenfalls eingesprungen wäre, wenn es notwendig gewesen wäre. Und weil mein Kind das mittlerweile auch zulässt!

Alles Umstände, die auch bei mir vor einigen Jahren so nicht gegeben waren. Einerseits weil Arbeitgeber nicht verständnisvoll genug waren, andererseits, weil das Kind noch kleiner war und nicht jede Betreuungsperson akzeptiert hat oder die Bekanntschaften eben so nicht da waren.

Unsere Kinder sind genauso wie wir Gewohnheitstiere - und wenn sie die ersten Jahre nunmal nur wenige verlässliche Bindungspersonen haben, dann fällt es ihnen logischerweise oft schwer, anderer Personen zu akzeptieren. Mir ist natürlich klar, dass es gerade in der Babyzeit sehr schwierig sein kann, das Baby längere Zeit bei jemand anderem zu lassen um sich auszukurieren. Aber zumindest da wo es geht, sollten auch schon mit Baby das getan werden was geht, um sich selbst die dringend benötigte Ruhe zu verschaffen. Leider habe ich selbst das viel zu spät verstanden. Letztlich muss jede Familie ihren eigenen Weg finden, aber es lohnt auf jeden Fall unsere Kinder so früh wie möglich an mehrere Bindungspersonen zu gewöhnen - damit im Ernstfall gar nicht erst der Druck entsteht unersetzlich zu sein.


All das soll jetzt aber keinesfalls eine Kritik an uns Müttern sein.


Denn wir sind nicht schuld an der Geselleschaft und den Umständen. Leider liegt es aber letztlich wieder an uns den Karren aus dem Dreck zu ziehen und es für uns und zukünftige Generationen zu ändern. Damit unsere Kinder wenn sie mal vielleicht Eltern sind nicht den inneren Druck verspüren auf Teufel komm raus funktionieren zu müssen, weil halt sonst niemand da ist.

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