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Über schlechtes Gewissen und Kaugummi

Hallo, ich bin Eveline und mein zweiter Vorname ist "schlechtes Gewissen"! Kein Gefühl ist bei mir präsenter seit ich Mutter bin.

Ähnlich wie unser Name, mit dem wir im Regelfall von kleinauf aufwachsen, hat sich das schlechte Gewissen seit der Geburt meines Kindes und somit seit meinem Mutter werden fest mit mir verwoben. Ist quasi zu einem Bestandteil meiner selbst geworden. Mich als Mutter gibt es nicht ohne schlechtes Gewissen.


Mal ist es dominanter


mal weniger stark ausgeprägt. Aber da ist es immer (wieder).

Doch das schlechte Gewissen ist kein erwünschter Begleiter. Eigentlich möchte ich es gar nicht bei mir haben. Ich bin mir bewusst, dass s in vielen Fällen auch gar nicht nötig ist. Dass es vor allem Sozialisierung und Traditionen sind, die mir eine Verantwortung für Dinge zuschreiben wollen, die ich faktisch gar nicht habe. In der Theorie weiß ich also, was für einen Blödsinn ich denke, wenn ich mich mal wieder schuldig wegen etwas fühle.

Und dennoch fühle ich so.


Wenn ich, wie diese Woche, mal mehrere Abende als üblich nicht zum ins Bett bringen da bin,

wenn ich mich darüber sogar auch noch freue,

wenn ich dann auch noch in Anspruch nehme, dass mein Kind nachmittags von Oma geholt wird oder zu einem Playdate geht um die fehlenden Pausen von letzter Woche zu kompensieren,

wenn ich vom tausendsten Mama innerhalb einer Stunde genervt bin,

wenn ich innerlich die Stunden bis zur Schlafenszeit zähle,

wenn ich mein Kind manchmal echt nur doof und nervig finde,

wenn ich mich darauf freue, wenn es endlich größer wird und mich endlich nicht mehr so sehr braucht,

immer dann und auch bei tausend weiteren Dingen, kann ich mir sicher sein, dass mein schlechtes Gewissen mich innerhalb von Nanosekunden innerlich pulverisieren wird.


Das macht/denkt eine gute Mutter doch nicht!


Ist der Glaubensatz der dahinter steckt und wie ein ekliger Kaugummi an mir festklebt. Lange Zeit war ich mir seiner noch nichtmal bewusst, doch selbst heute, wo ich ganz genau weiß, was mein schlechtes Gewissen auslöst:

Es loszuwerden ist ungefähr genauso schwierig wie besagten Kaugummi aus der Schuhsohle zu kratzen: Es ist langwierig, entnervend und geht nur in kleinen Stücken und mit seeehr viel Geduld und Mühe vorwärts.

Das Bewusstsein darüber, was Gefühle in mir auslöst sorgt eben nicht automatisch dafür, dass sie verschwinden. 35 Jahre an Sozialisierung hinter sich zu lassen ist ein mühseliger Prozess. Manchmal geht das nicht so schnell wie wir gerne hätte, manchmal schaffen wir es auch (noch) gar nicht und manchmal haben wir dann auch noch ein schlechtes Gewissen, weil wir ein schlechtes Gewissen haben.


Irre.


Aber so ist es nun mal. Die Glaubenssätze und Ansprüche mit denen wir groß geworden sind sitzen eben unglaublich tief. Sie zu überwinden und sich und sein Empfinden aktiv zu ändern ist eine Meisterleistung.

Wir dürfen stolz darauf sein, dass wir es überhaupt versuchen!


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